Kein Kind bis ca. 6 Jahren, wird nie sagen, dass es nicht zeichnen kann, im Gegenteil. Ein Kind ist sofort bereit, sich mit der grössten Freude hinzugeben, egal ob ein Blatt Papier, eine betonierte Fläche vor dem Haus oder die Strasse die Leinwand ist, und es mit seinen eigenen geheimen Kritzeleien souverän, wie ein richtiger Künstler, zu bemalen. Erst später, als Erwachsene (Eltern oder die Schule, wo man das sogenannte «richtige Zeichnen» lernt) anfangen, die Bilder zu werten und zu korrigieren – „das Bild ist hässlich“, „kannst du nicht etwas schöneres Malen“, „wieso hast du die Birne violett gemalt“, „der Kamin auf dem Dach muss gerade und nicht schräg gemalt werden“, etc. - wird das Kind unsicher und verliert nicht nur die Freude daran, sich auf diese Art auszutoben, sondern auch seine eigene individuelle Sprache, sich auszudrücken. Es gibt nämlich nichts falsches, oder hässliches in einer Kinderzeichnung!

 

Konzentrationsmangel, Entwicklungsstörung, Aggression, Verlustängste, assoziales Verhalten, sich zurückziehen in die eigene Welt, die schwer dem Elternteil oder Lehrer zugänglich wird, sind heute auch bei Kinder weit verbreitete Themen. Das Kind hat aber ein tiefes Bedürfnis, den Erfahrungen und Erlebnissen, die oft im Bereich des Sprachlosen und Unbewussten liegen, Gestalt zu geben. Erst durch sichtbare Gestaltung werden sie auch für das Kind fassbar. Ausdrucksmalen unterstützt das Kind in seiner Entwicklung und aktiviert die Selbstheilung, weil es lustbetont und spielerisch ist. Einzeln, oder in kleinen Gruppen (mit Geschwistern, mit Mutter oder Vater gemeinsam) verarbeiten sie ihre Erlebnisse und momentane Situation, drücken ihre Wünsche, Konflikte, Ängste sowie ihre Lebensfreude aus, wenn man sie lässt. Das Malen fördert die Kreativität und erweitert den Blickwinkel für eigene Fähigkeiten und ist der beste Weg zur bewussten Selbstständigkeit.